Im Mai 1997 wurde das erste und heute größte Luftfahrtbündnis der Welt gegründet. Der Star Alliance haben sich zahlreiche Fluggesellschaften angeschlossen, derzeit gibt es 26 sogenannte Vollmitglieder. Das Allianz-Konzept wird jedoch immer wieder als zu starr und als nicht mehr zeitgemäß kritisiert.
Die anfänglichen Absichten waren damals die Steigerung der Effizienz und das gegenseitige Nutzen der jeweiligen Stärken. Die ersten fünf Mitglieder waren und sind weltweit gut verteilt und operieren in den wichtigen Märkten Nordamerika, Europa und Asien. Alle Gesellschaften existieren noch heute und sind 25 Jahre nach der Gründung nach wie vor Mitglieder im Bündnis.
Nach Lufthansa, SAS, United, Air Canada und THAI wurden viele weitere Mitglieder in die Allianz aufgenommen, einige mussten allerdings wieder gehen. Durch deren Insolvenz sind im Laufe der Jahre Airlines wie VARIG, Mexicana, AnsettAustralia, Avianca Brazil und Spanair vom Markt und somit auch aus dem Bündnis verschwunden.
Andere Gesellschaften wurden übernommen und sind als Marke ebenfalls weg. Beispiele sind US Airways, Continental, TACA, oder die brasilianische TAM. Neben zwei sogenannten „Connecting Partner“ sind derzeit diese 26 Airlines Teil der Star Alliance:
Benefits für alle
Das Ziel war es also große Vorteile für die einzelnen Mitglieder und deren Kunden zu schaffen. Dazu gehören Dinge wie:
- Aufeinander abgestimmte Flugpläne
- Tickets für Flüge bei mehreren Fluggesellschaften in einer einzigen Buchung
- Gegenseitige Sammel- und Einlösemöglichkeit der Vielfliegerprogramme untereinander
- Anerkennung des Vielfliegerstatus und Einräumung von Vorteilen
- Gemeinsame Lounges
- Mindestanforderungen der Qualitätstandards
- Synergien wie gemeinsame Bestellung von Flugzeugen und Ersatzteilen
- Optimierung von Streckenrechten und Slots
Sind Allianzen überhaupt noch zeitgemäß?
Die meisten Mitgliedsgesellschaften kommen aus Europa und konkurrieren zum Teil untereinander, auch auf anderen Erdteilen tummeln sich mehrere Gesellschaften in den gleichen Märkten. Gleichzeitig ist die Allianz in einigen wichtigen Ländern wenig oder gar nicht vertreten. So ist die Präsenz in Australien oder Südamerika stellenweise ziemlich dünn.
Aus dieser Situation resultieren zahlreiche Codeshare-Abkommen unabhängig von der Allianz. Bei Lufthansa kann man schon längst Flüge nach Australien buchen ohne überhaupt mit Lufthansa selbst oder einem Bündnis-Partner wie Singapore Airlines reisen zu müssen. Der Kranich arbeitet hier u.a. auch mit dem allianzfremden Partner Cathay Pacific zusammen und hat das Abkommen noch vor der Pandemie erweitert.
Andere Mitglieder sind relativ klein und bieten beispielsweise gar keine Fernflüge an, viele Star-Carrier haben kaum etwas von solchen Partnern wie Aegean oder Croatia. Auch die Vertriebsmöglichkeiten haben sich im Laufe der Jahre erweitert, es kamen Joint-Ventures und andere unabhängige Partnerschaften hinzu. Längst bieten viele Vielfliegerprogramme erweiterte Sammel- und Einlösemöglichkeiten mit Fremdairlines an und machen hier ihr eigenes Ding.
Ein Versuch die Situation innerhalb der Allianz zu verbessern, war die Einführung der Connecting Partner. Doch hier ist Stillstand angesagt, die Pandemie war einer Weiterentwicklung ebenfalls nicht zuträglich. Es stellt sich die Frage wie dringend ein solcher Ausbau ist. Wichtiger wäre hier vielleicht die Ausweitung auf bestehende Töchter oder Schwestergesellschaften wie Eurowings, Discover, Olympic oder Scoot.
Die Regelungen für Statuskartenbesitzer sind – wenn überhaupt vorhanden – sehr komplex oder gar nicht vorhanden. Die Benefits für umsteigende Passagiere haben ein Ende, noch bevor sie bei den genannten Airlines einsteigen.
Viele Kunden profitieren
Auch wenn sich die Vertriebsmöglichkeiten ziemlich verändert haben und flexibler geworden sind, einige Partner nur begrenzt profitieren oder über die hohen Kosten der Mitgliedschaft klagen hat das Bündnis immer noch viele Vorteile. Insbesondere Vielflieger die sich an die Allianz binden, profitieren von dem Netz und den Vorteilen. Alle Vielfliegerprogramme haben einheitliche Stufenvorteile, die bei allen Partnern gelten. Dennoch wächst der Wunsch nach Kontinuität.
Das wichtigste Benefit dürfte wohl der Loungezugang sein, wobei man hier gerade an abgelegenen Airports besser zusammenarbeiten könnte. Während Lufthansa mehrere Lounges in Deutschland geschlossen und den Zugang für berechtigte Kunden gestrichen hat, kaufen sich andere Partner die Leistung bei fremden Anbietern an.
Viele Airlines bieten inzwischen Light-Tarife ohne Aufgabegepäck oder Sitzplatzreservierung an, nur wenige machen für Statuskunden eine Ausnahme. Auch bei der Meilengutschrift oder den Upgrades gibt es noch große Unterschiede. Teilweise wurden einige Dinge wie die Online-Buchung von Prämien erweitert und vereinfacht, gleichzeitig wurden neue Regeln geschaffen die die Komplexität erhöht.
Was bringt die Zukunft?
Schon etwas länger gibt es das Gerücht, dass man über eine zusätzliche Statusstufe nachdenkt um Extrem-Vielfliegern weitere Vorteile bietet zu können, die über das Silver & Gold Level hinausgehen. Ein solches Konzept wird von oneworld angeboten, den Inhabern der höchsten Stufe wird dort u.a. der Eintritt in einige First Class Lounges ermöglicht.
Bei der Aufnahme von neuen Mitgliedern wird sich wahrscheinlich so schnell nichts tun, zumindest nicht wenn es um Fluggesellschaften geht. In Südamerika könnte sich etwas tun, das Star-Mitglied Avianca will sich mit GOL verbünden um LATAM Paroli bieten zu können. Ob und welche Auswirkungen der Schritt für die Allianz bringt ist noch unbekannt. Die Vorbereitung einer Neuaufnahme ist meist sehr zeitintensiv und wird in der Regel frühzeitig angekündigt.
Dennoch werden die Partnerschaften bald erweitert, laut Allianz-Chef Goh kommt in Kürze ein intermodaler Partner hinzu. Es soll sich hier um eine europäische Firma handeln und könnte ein Bus- oder Bahnunternehmen sein. Kooperationen zwischen Bahn- und Fluggesellschaften wurden zuletzt in mehreren Ländern erweitert, erst vor einigen Tagen hat Swiss angekündigt den AirRail-Service nach München ausbauen zu wollen.
Ein weiteres Novum steht für den Herbst an, im 3. Quartal 2022 soll eine Star Alliance Kreditkarte auf den Markt kommen. Doch auch hier gibt es weder Details zu den Benefits noch Informationen zu den Ländern in denen die Karte überhaupt vertrieben werden soll.
Das Vorhaben klingt reizvoll und birgt Potenzial um weitere Kunden zu binden. Allzu viel sollte man allerdings nicht erwarten, es kommt ganz darauf an welche Vorteile die Karte genau bringt und wie damit Punkte verdient werden können. Der Wert einer Meile ist in jedem der einzelnen Airline-Programme unterschiedlich, es müsste ein Tauschverhältnis geschaffen werden. Die Sache wird schnell kompliziert, Nutzer können den Punktewert nur schwer einordnen.
Die Erfahrung zeigt dass beim Umtausch von einem in ein anderes Programm häufig ein massiver Wertverlust stattfindet. Doch wir müssen zunächst noch abwarten ob wir hierzulande überhaupt die Möglichkeit haben werden eine solche Star Alliance Kreditkarte beantragen zu können.
25 Jahre Star Alliance | Frankfurtflyer Kommentar
Kritiker und Unkenrufe gibt es wahrscheinlich auch schon seit 25 Jahren. Ein Allianzbeitritt macht für manche Airline-Manager absolut keinen Sinn, gleichzeitig bleibt ein solches Bündnis für viele Gesellschaften sehr wertvoll. So geht es wohl auch den meisten unserer viel fliegenden Lesern, die sich gerne an eine oder gar mehrere Allianzen binden und deren Vorteile schätzen.
In Sachen Qualität und Möglichkeiten gibt es bei der Star Alliance nach wie vor Luft nach oben, es hat sich aber auch einiges verbessert. Sobald die Industrie nach der Pandemie wieder richtig Fahrt aufgenommen hat, kommen sicherlich weitere Anpassungen die jedoch nicht unbedingt immer positiv ausfallen.
Neue Mitglieder bringen – auch wenn es sich beim nächsten Kandidaten nicht um eine Airline handeln wird – immer Vorteile. Schon heute dürfen Lufthansa Senatoren in die Lounge der Deutschen Bahn, sofern diese auf einer entsprechenden Verbindung gebucht sind. Auf einigen Strecken sind die Zugverbindungen sogar attraktiver als ein Zubringerflug, eine Erweiterung in diese Richtung gewinnt zunehmend an Bedeutung.
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