Sollten Kinder und Babys in der First- und Business Class fliegen dürfen?

„Dürfen Kinder überhaupt in der First- oder Business Class fliegen? Dass gehört verboten!“ oder auch Sätze wie „Jetzt hat man so viel Geld für seinen Flug bezahlt und dann verdirbt einem das schreiende Balg den Flug. Ich habe Anrecht auf meine Ruhe!“

Solche Sätze hört man sehr oft, wenn man schreibt oder erzählt, dass man mit seinen Kindern oder noch schlimmer mit Babys, in der First- oder Business Class fliegt. Daher will ich mich in diesem Beitrag mit der generellen Frage auseinander setzen ob Kinder in der First- und Business Class fliegen dürfen oder sollten.

Grundsätzlich könnte man diese Diskussion auch direkt hier beenden, denn die generelle Frage ist eigentlich, ob Kinder am öffentlichen Leben teilhaben dürfen oder ob sie ausgegrenzt und ausgeschlossen werden, bis sie sechs Jahre, 12 Jahre oder 18 Jahre alt sind?

Nachdem wir diese Frage in einem gesellschaftlichen Konsens mit einem klaren NEIN! beantwortet haben, nicht zuletzt da wir Kinder und Eltern nicht diskriminieren, kommt jedes Argument, welches Kinder von Bereichen des öffentlichen Lebens ausschließt sowieso schon sehr geschwächt oder entwertet daher.

Dennoch will ich versuchen hier einmal ein paar Argumente auszutauschen, auch wenn ich mir sicher bin, dass es einige komplett anders sehen werden als ich. Als Familienvater von zwei sechs Monate alten Jungen bin ich natürlich auch etwas befangen, denn ich finde nicht, dass wir uns wegen den Kindern einschränken sollten.

Wir gehen mit den Jungs ins Restaurant, ins Hotel, besuchen dort die Lounge und fahren in Urlaub und JA! wir fliegen auch in der First Class ohne ein schlechtes Gewissen. Am Ende des Tages ist für mich entscheidend, dass es den Kindern damit gut geht und nicht ob ich die Gefühle oder Bedürfnisse eines anderen einschränke.

Wieso genau sollte man sich hiervon gestört fühlen? 

Der Teil, dass sich die Kinder dabei wohl fühlen ist wohl auch der entscheidende, denn wer selbst Kinder hat, der weiß, dass ein zufriedenes Kind auch ein ruhiges Kind ist. Kinder schreien nur, wenn eines ihrer Bedürfnisse nicht erfüllt wird, sei es Hunger, Müdigkeit, eine volle Windel, Kuschelbedürfnis oder Schmerzen.

Entsprechend bin ich daher auch der Überzeugung, dass selten die Kinder das eigentliche Problem sind, sondern wenn dann die Eltern, welche die Bedürfnisse der Kinder nicht befriedigt bekommen. Natürlich gibt es wirklich Kinder die Fliegen nicht gut vertragen (oft auch nur temporär) und die Eltern sie daher im Flug kaum oder nur kurz beruhigen können, aber diese Kinder sind dann in der Economy Class genau so schlecht aufgehoben wie in der First Class. Das Problem ist dann weniger die Reiseklasse, als das Flugzeug selbst, wobei dieser Fall auch sehr selten ist.

Grundsätzlich sind Premium Klassen wohl daher auch die bessere Umgebung für Kinder, denn je entspannter die Atmosphäre und damit auch Mama und Papa sind, desto weniger gestresst sind auch die Kinder und desto ruhiger sind sie.

Tatsächlich hatte ich schon viele Flüge mit Babys und Kleinkindern in meiner direkten Nachbarschaft und auch wenn ich gestehen muss, dass ich auch schon dachte „na das kann ja lustig werden“, ich kann mich an keinen Flug erinnern, auf dem mich ein Baby wirklich dauerhaft gestört hat. Sicher haben sie mal geschrien, aber dass ein Baby wirklich einen kompletten Langstrecken Flug durchschreit ist fast unmöglich, schon aufgrund der physischen Vorraussetzungen der Kleinen.

Lediglich einmal hat mich ein Paar mit Kind sehr gestört, was weniger an dem Baby, als an den Eltern lag, welche sich komplett abgeschossen haben und ihr Kind ausgiebig ignoriert haben. Ganz nach dem Motto: Soll sich doch die Flugbegleiterin darum kümmern. So ein Verhalten geht einfach nicht, egal in welcher Reiseklasse und ist hoffentlich die Ausnahme.

Was mir hingegen schon dutzende Male passiert ist war ein doch so feiner Passagier in der First- und Business Class, der massiv einen über den Durst getrunken hat, dabei laut wurde und hinterher die First Class mit dem Abholzen des gesamten Regenwaldes akustisch erfreut hat.

Und ja, man zahlt in der First und Business Class auch dafür mehr Ruhe zu haben, aber das bewahrt einen nicht vor lauten Mitreisenden oder eben auch Kindern. Es sollte jedem klar sein, dass man mit seinem First Class Ticket vor allem für den Platz bezahlt hat, aber nicht für eine eigene Kabine. Wer das braucht, dem empfiehlt es sich alle Sitze zu buchen oder eben einen Privatjet zu nutzen.

Auch die First Class ist ein öffentlicher Raum. Man hat Anrecht auf die eigene Suite, aber nicht die Verfügungsgewalt über die gesamte Kabine, das wäre eine andere Preisklasse.

Warum verbieten Airlines keine Kinder in der First- und Business Class?

Interessanterweise gibt es viele Menschen, die denken, dass Kinder bei manchen Airlines in den Premium Kabinen verboten sind. Dabei scheint es wenn überhaupt nur bei sehr exotischen Airlines der Fall zu sein und generell sind Kinder in der First- und Business Class willkommen.

Jede relevante Airline verfügt auch in der First- und Business Class über die komplette Ausstattung für Babys und Kleinkinder, von Wickeltisch auf der Toilette, der Halterung für das Baby Bett, bis hin zu extra Sauerstoffmasken für den kleinen Passagier auf dem Schoß der Eltern.

In dem größten Teil der Welt würde ein Verbot von Kindern in der First- und Business Class wohl auch direkt eine Welle von Anti-Diskriminierungs Klagen auslösen und für die Airlines noch schlimmer, einen riesigen Shit Storm, denn die meisten Menschen haben oder hatten Kinder und wollen, dass diese sich frei entfalten dürfen.

Sollten Kinder und Babys in der First- und Business Class fliegen dürfen? | Frankfurtflyer Kommentar

Die Frage ob Kinder und Babys in der First- und Business Class fliegen dürfen sollten man wohl ganz klar mit JA! beantworten. Warum auch nicht? Die Eltern der Kinder haben wie alle andere Passagiere für das Ticket bezahlt und in nicht wenigen Fällen auch für die Kinder einen nicht ganz kleinen Betrag zuzahlen müssen (die „kostenlosen“ Tickets für ein Child on lab können in der First Class durchaus mal über 1.000 Euro kosten).

Damit haben sich Eltern und Kinder schon einmal das genaue selbe Anrecht auf die First- oder Business Class erkauft und ich muss hier immer an den Lufthansa Piloten denken, der einem Business Class Gast, der sich lautstark darüber beschwert hat, dass „in seiner Kabine“ ein Kind sitzt, sehr deutlich klargemacht hat, dass:

  1. Das Kind auch ein Gast der Airline ist.
  2. Es sich gerade besser benimmt als er.
  3. Er ihm gerne noch einmal die Tür öffnet, damit er in Atlanta bleibt, dann würde er aber heute mit keiner Airline mehr irgendwohin fliegen, da er von der Polizei abgeholt wird.

Wir sind schon vor unseren Kindern in der First- und Business Class gereist und werden es auch mit unseren Kindern weiter so machen, wenn wir es für sinnvoll halten. Warum sollte jemand ohne Kinder hier mehr Rechte haben als jemand mit Kindern? Diese Argumentation habe ich nie verstanden.

Und sicherlich sind wir immer an Bord bemüht, dass unsere Kinder nicht die ganze Kabine zusammen brüllen. Nicht aus Mitleid den anderen Passagieren gegenüber, sondern aus Selbstzweck, denn wenn mein Kind lange und laut schreit, habe ich einfach seine Bedürfnisse nicht erfüllt und das ist nicht mein Ziel. Dazu gehört dann nunmal auch, dass man seinen gerade gelieferten Hauptgang nicht essen kann, da der Junior nun müde wird und Aufmerksamkeit bracht.

Dass wir auf unseren Flug in der First Class mit zwei sechs Monate alten Zwillingen alles richtig gemacht haben, bekamen wir bei der Landung noch einmal von den anderen Passagieren in der Kabine bestätigt, welche uns noch einmal sagten wie wenig sie von den Kindern mitbekommen haben. Etwas stolz auf die Kleinen ist man da dann schon.

7 Kommentare

  1. Babys sollten nicht dem Flugstress ausgesetzt werden, wenn nicht unbedingt nötig.
    Fernreisen zum Vergnügen sind sicher nicht notwendig.

  2. Ich bin auch der Meinung, dass es nicht unbedingt nötig ist, mit zwei sechs Monate alten Kindern eine Langstrecken-Flugreise zu unternehmen, egal in welcher Klasse. Leider sind heute viele Eltern auf dem ABBA-Motto „The winner takes it all“ unterwegs, d.h. sie sind nicht bereit, sich aufgrund der Kinder in deren ersten Lebensjahren sinnvoll einzuschränken. Dass ein Langstreckenflug für die Kleinen eine Stresssituation ist, steht wohl außer Frage…

    • Ich bin der Meinung, dass so viele Menschen, so viele Dinge nicht tuen sollten und viele Menschen haben ja auch eine Vorliebe dafür, anderen Vorschriften machen zu wollen.

      Ob Kinder reisen dürfen ist unstrittig, wann und wohin entscheiden am Ende nur die Eltern und nicht jemand der die Kinder nicht kennt, aber eine dezidierte Meinung hat. Alles dies ist aber auch nicht Thema dieses Beitrages!

      • Lieber Christoph, ich frage mich dann, welchen Zweck Du mit solch einem spaltenden Artikel verfolgst. Ich bin dann mal Zigaretten holen..

        • Es geht darum ob Kinder in Premium Klassen fliegen dürfen. Über die extrem abwertenden Kommentare mancher hier, welche ihren eigenen Komfort gefährdet sehen darf man entsetzt sein, aber das Thema ist nicht die individuelle Frage ob Kinder überhaupt fliegen können.

          Ich verrate dir aber ein Geheimnis: Kinder sind wie alle Menschen SEHR unterschiedlich und pauschale Aussagen sind daher nicht möglich.

  3. Ich bin mit unserer ersten Tochter als Baby mehrmals in First Class geflogen. Wichtig ist, das die Flugzeiten zum Lebensrhythmus des Kindes passen. Also wären es grundsätzlich Nachtfluege und die Kleine hat die ganze Zeit mit der Mama gekuschelt. Da gab es nie irgendwelche Probleme, da der Sitz in der First ja ziemlich breit ist.

  4. Ich muss sagen, Babys stören mich nie. Wenn sie schreien, lehne ich mich zurück und bin froh, dass es nicht mein Kind ist! Außerdem schlafen die viel und schreien nicht ewig und eher dezent. Anders die Kleinkinder. Sie können ja nichts dafür, sie langweilen sich unglaublich schnell und wie jemand schrieb, 2 jährige haben eine Aufmerksamkeitsspanne von maximal 15 Minuten! Eine halbe Stunde „backe, Backe Kuchen“ von der Mutter vorgesungen, nervt unglaublich. Und- sorry dass ich das jetzt so sagen muss- es gibt sie, die verzogenen Kids mit ihren schrecklichen Eltern. Die sind der Albtraum. Die meinen, ihre Kinder dürfen alles. Nein. Dürfen sie nicht. Sie haben auch Rücksicht zu nehmen. Ich hasse es auch, wenn mich Hunde anspringen und mir dann beleidigt erklärt wird: „er will doch nur spielen“. Hallo?? Mein persönliches Resümee als Mutter dreier mittlerweile großer Kinder: Business ja, wobei es toll wäre, wenn es eine geteilte C gibt, dass es einen „Ruhebereich“ gäbe. First nein, unnötige Fernreisen sollten vermieden werden, in Ferienflieger noch eher tolerierbar als bei Linienflügen. Ich habe übrigens meiner Familie die Frage zur Diskussion gestellt. Alles Vielflieger zwischen 17 und 62, in allen Klassen, zumindest die Hälfte flog mehrmals die F. Sie zogen alle das gleiche Fazit wie hier beschrieben.

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